Harald Hecke
92665 Altenstadt/WN










Handelsübliche Austauscher-Säulen mit Harz gefüllt.

Mein Zweisäulen-Nitratfilter im halbfertigen Zustand.
Der linke obere Flansch ist noch nicht verschlossen und die
Dichtung ist sichtbar.

Diese Aufnahme zeigt den Nitratfilter im Betriebszustand.
Das obere Rohr ist der Rücklauf, in ihm ist die eingeschobene
Elektrode für die Redoxmessung zu erkennen.
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Biologischer Nitratfilter
Im Sommer 1999 habe ich einen 2-Säulen-Nitratfilter gebaut.
Ich habe die Bauart dieses Filters bei dem bekannten Diskuszüchter Willi
Brockskothen gesehen. Diese Filter brachten einwandfreie
Ergebnisse und waren einfach zu handeln. Leider hat Herr Brockskothen über diese gut
funktionierenden Filter bisher nichts publiziert.
Ich habe deshalb einen Artikel, im Heft 1/2000 des DiskusBrief veröffentlicht,
den ich auch hier auf meiner Tropheus-Homepage bringen möchte,
da ich das Wasser, in denen ich mittlerweile meine Tropheus halte,
über diesen Filter läuft und ich bisher nur hervorragende
Ergebnisse erzielt habe.
Nach dem Erwerb meiner 3 Wildfangtropheus
-Gruppen (insgesamt 62 Tiere) habe ich bisher keinen Ausfall zu beklagen. Die
Tiere zeigen seit dem Einsetzen Anfang Mai die schönsten Farben und fühlen
sich im nitratarmen Wasser sichtlich wohl.
Der Originaltext des im DiskusBrief 1/2000 von mir veröffentlichten
Artikels:
Die Entfernung von Nitrat aus dem Aquarium
Es ist für jeden Aquarianer und Diskusfreund ein Muß, seinen
Pfleglingen ein Milieu zur Verfügung zu stellen, in dem sich die
Fische wohlfühlen und vermehren. Dazu gehört es, mit
verschiedenen Techniken den Lebensraum „Wasser“ optimal zu
gestalten.
Gerade Diskusfische sind anspruchsvolle Pfleglinge, die nur bei
optimalen Umweltbedingungen gut gedeihen. Ein Hauptproblem stellt in
diesem Zusammenhang das Nitrat dar, das zwar nicht giftig ist, aber in
Bereichen von über 100 mg/l, je nach Ausgangswasser, nicht
ignoriert werden darf.
Da bei normalen Filtern durch den Stickstoffkreislauf (z.B. durch die
Eiweißbestandteile des Futters, durch abgestorbene tierische und
pflanzliche Zellen) das in der Regel vorliegende Ammonium über das
giftige Nitrit zu Nitrat oxidiert wird, reichert sich Nitrat im
Aquarium zwangsläufig an.
Unser Ziel sollte es demnach sein, dieses ständig anfallende
Nitrat zu verdünnen oder besser noch, es aus dem Aquarienwasser zu
entfernen. Dazu sind mir im Moment drei in der
Süßwasseraquaristik gebräuchliche Verfahren bekannt
1.Wasserwechsel
2.Nitratentfernung durch Harze
3.Denitrifikation
Wasserwechsel
Der Wasserwechsel ist wohl die am weitesten verbreitete Methode.
Hierbei wird jedoch das im Wasser zwangsläufig anfallende Nitrat
nicht entfernt, sondern je nach Nitratgehalt des Frischwassers und der
Menge des gewechselten Wassers nur verdünnt. Es werden aber
Nitratwerte erreicht, die den Aquarienfischen zuträglich sind.
Wasserwechsel ist allen Aquarianern anzuraten, die sich im
üblichen Rahmen mit der Aquaristik, vor allem mit der Haltung von
Zierfischen, hier im besonderen Diskusfischen, beschäftigen, denn
es ist die einfachste und günstigste Methode.
Wer jedoch in seinem Ausgangswassser schon hohe Nitratwerte (25 bis
50mg/l) vorliegen hat, wird natürlich niemals niedrige Nitratwerte
erzielen können, auch nicht durch Wasserwechsel. Und wer
darüber hinaus Diskusfische züchten will und damit
früher oder später vor dem Problem der Aufzucht steht, wird
sich irgendwann mit der Nitratentfernung durch Harze oder der
Denitrifikation beschäftigen.
Ich möchte im Folgenden auf meine Erfahrungen mit der
Nitratentfernung mit Harzen und auf die für mich beste Methode,
die Denitrifikation, eingehen.
Nitratharze
Eine
sehr elegante Methode, Nitrat zu entfernen, scheint die Entfernung
durch Harze und hier insbesondere durch die so genannten
nitratselektriven Harze, zu sein. Die Harze, Anionenaustauscher, sind
relativ einfach in der Handhabung und werden mit 10%-iger
Kochsalzlösung regeniert. Da sie nicht nur Nitrat entfernen,
sondern auch andere wichtige Stoffe, z.B. jene, die bei Torffilterung
an das Aquarium abgegeben werden (aber nicht kationische
Spurenelemente), sind sie jedoch aus meiner Sicht für die
Weichwasser-Aquaristik nicht sehr optimal, auch wenn sie als
nitratselektive Harze bezeichnet werden. Das Wasser wird durch die
Harze in seinen Eigenschaften verändert und dadurch unter
Umständen für unsere Zwecke unbrauchbar. Dieser Effekt kann
im weichen, mineralarmen Wasser sehr viel schneller auftreten als im
harten, mineralstoffreichen Wasser.
In meiner Anlage konnte ich die Beobachtung machen, daß
ausgewachsene Diskusfische, die optimal ernährt wurden und sich
vermeintlich bester Gesundheit erfreuten, ohne erkennbaren Grund in
Becken, die über nitratselektive Harze gefiltert wurden,
Flossenprobleme bekamen. Lang ausgezogene Brustflossen bildeten sich
plötzlich zurück, im letzten Zentimeter wurden die
Hartstrahlen weich und flatterten wie Fahnen im Wind. 4 Wochen nach dem
Entfernen des Nitratfilters bildeten sich die Brustflossen langsam
wieder voll aus. Für mich ist dies ein eindeutiges Indiz für
eine kontinuierliche und unkontrollierbare Verarmung eines relativ
nährstoffarmen, weichen Wassers.
Ein weiterer Nachteil der Nitratentfernung durch Harze ist die
Tatsache, daß der Zeitpunkt, der Regeneration, der unter anderem
auch vom Sulfatgehalt des Wassers abhängt, nur durch ständige
Kontrollmessungen exakt bestimmt werden kann. Verpaßt man diesen
Zeitpunkt, brechen manche Harze durch, d.h., im Auslauf eines
erschöpften Ionenaustauschers fließt mehr Nitrat ab als ihm
zufließt. Nach der Veröffentlichung von R. Karl in DISKUS
BRIEF 3/99, S. 91-93, verläuft dieser Nitratdurchbruch allerdings
(entgegen füherer Meinung) nicht schlagartig, sondern langsam.
Nitratselektive Ionenaustauscher besitzen den Vorteil, dass sie nie
mehr Nitrat abgegen können, als ihnen zuströmt. Erkauft wird
dieser Vorteil allerdings durch eine etwas geringere Kapazität.
Mein Ausgangswasser (Leitungswasser) enthält kein Nitrat und kommt
mit einem LW von 170 mS und einem pH-Wert von 7,6 aus der Leitung. Ich
kann hier natürlich nur von den Beobachtungen in meinem Wasser
berichten. Es wäre jedoch interessant zu wissen, ob bei anderen
Diskushaltern ähnliche Beobachtungen in vergleichbaren oder in
härteren Wässern gemacht wurden. Außerdem
müßte diese Thematik unter Laborbedingungen mit
verschiedendsten Wässern untersucht werden. Hierzu sind jedoch
Messungen notwendig, die im privaten Bereich nicht durchführbar
sind.
Solange solche Untersuchungen nicht endgültig durchgeführt
wurden, rate ich in weichem Wasser von der Nitratentfernung durch, egal
welche, Harze unbedingt ab.
Denitrifikation
Die
Methode der Denitrifikation wurde auch im DISKUS BRIEF schon oft
beschrieben; viele Filtersysteme wurden propagiert und einige Modelle
werden von der Industrie verkauft. Das Prinzip ist in der Theorie
ziemlich einfach: unter sauerstoffarmen Bedingungen, also im anaeroben
Bereich wird Nitrat von Bakterien unter Zugabe von beispielsweise
verdünnter Essigsäure zu Lachgas und Stickstoff reduziert.
Die entstehenden Gase entweichen in die Atmosphäre. Das ablaufende
Wasser ist nitratfrei oder nitratarm.
Lösung der praktischen Probleme
Ich selbst habe in der Vergangenheit einige Filter-Modelle gebaut und
ausprobiert, mußte jedoch immer wieder frustriert feststellen,
daß die Filter eine Zeit lang liefen, jedoch einfach zu
kompliziert im Handling waren, um auf Dauer eine zufriedenstellende und
sichere Lösung zu bieten.
Also, so einfach die Reduktion in der Theorie ist, umso problematischer
ist es, die technischen Probleme in der Praxis in den Griff bekommen
und dies gelingt leider nur mit einem gewissen Aufwand. Die
größten Probleme bereiten der langsame Durchlauf sowie die
exakte Dosierung der Essigsäure. Außerdem ist es gar nicht
so einfach den Sauerstoffgehalt des Wassers auf das erforderliche
Maß zu reduzieren. Tropfergarnituren, wie sie in
Krankenhäusern benutzt werden und mit denen ich die
Durchflußmenge der hochgehängten Behälter mit
Essigsäure dosieren wollte, blieben nach einiger Zeit stehen.
Wahrscheinlich verstopften die dünnen Schläuche. Da ich
normalerweise Biofilter verwende, die unter den Becken stehen,
mußte das Wasser hochgepumpt werden und bei kleinen Pumpen mit
geringen Durchlaufmengen reichte dazu der Druck nicht aus.
Die Lösung brachte dann ein neuer Filter der aus 2 Säulen
besteht. Die Essigsäure wird durch eine exakt einstellbare
Dosierpumpe dosiert, den Wasserdurchlauf besorgt eine
leistungsfähige Pumpe. Der Wasserdurchlauf erfolgt durch ein
Rohrsystem im Bypass, das durch Kugelhähne reguliert werden kann.

Für den Filter besorgte ich mir zwei 125 cm hohe transparente
PVC-Rohre mit einem Außendurchmesser von 110 mm. Auf die Rohre
wurden oben und unten jeweils ein Flansch aus PVC angebracht. Die
Anschlüsse bestehen aus PVC-Fittings und Garten-Anschlüssen
(z.B. Gardena), die Verrohrung aus PVC-Rohren 20 mm Durchmesser. Der
Einlauf in den Filter erfolgt durch ein Fallrohr, welches am oberen
Flansch verklebt ist und das Wasser nach unten in den Filter
führt. Das Wasser läuft von unten nach oben durch die
Säulen. Dies ist wichtig, damit auftretende Gasblasen auf diese
Art und Weise oben aus dem Filter entweichen können.
Außerdem wurde an den Säulen unten jeweils ein Flansch
montiert, der zur Reinigung und zur späteren Befüllung mit
der Filtermasse dient. Ein wichtiger Aspekt dieser Bauart ist,
daß das verwendete Filtermaterial (wie z.B. Zeolith oder Siporax)
beim Reinigen möglichst schonend behandelt werden kann. Siporax
neigt dazu, durch mechanischen Abrieb abzusanden, es nutzt sich also
ab. Das etwas teuere Material sollte deshalb bei einer anstehenden
Reinigung so schonend als möglich behandelt werden. Die Bauart des
Filters unterstützt dies.
Als Filtermedium verwende ich für beide Säulen Siporax. Es
kann aber in der ersten Säule, die für die
Sauerstoffreduktion zuständig ist, auch mit anderen Filtermedien
gearbeitet werden. Wichtig ist, daß auch diese Säule langsam
durchflossen wird. Der Durchlauf der ersten Säule ist bei mir
auf10 l/h eingestellt. Das Wasser im Ablauf hat einen Sauerstoffgehalt
von <2 mg/l.
Mit diesem niedrigen Sauerstoffgehalt läuft das Wasser über
den Bypass in die zweite Säule. Die Durchlaufgeschwindigkeit der
zweiten Säule beträgt 2-3,5 l/h. Diesem Wasser werden alle 2
Stunden 6 ml 5%ige Essigsäure zudosiert. Bei entsprechender
Fütterung vermehren sich die Bakterien rasch und bilden einen
bräunlichen Belag auf dem Filtermaterial. Die Zugabe der
Essigsäure variiert natürlich und kann nur als Anhaltswert
betrachtet werden. Hier muß jeder Anwender die für seine
Bedingungen erforderlichen Werte austesten. Auf diese Art und Weise
erhalte ich täglich 40 - 80 Liter nitratfreies Wasser. In meiner
Zuchtanlage hat sich so ein dauerhaft niedriger Nitratwert von ca. 12,5
- 25 mg/l eingestellt. Seit Juli 1999 läuft der Nitratfilter an
der erwähnten Aufzucht und Zuchtanlage, die z.Zt. aus drei Becken
mit jeweils 160 l Wasser besteht. Die Aquarien werden über einen
offenen 250-l-Biofilter gefilter. Beschafft man sich die
benötigten Einzelteile des Filters preisgünstig, so liegen
die Gesamtkosten für den Zweisäulen-Filter bei etwa DM
800,--, inclusive der nicht ganz billigen Dosierpumpe (ca. DM 270,--).
Der Wasserdurchlauf sollte während der Anlaufphase von etwa zwei
bis drei Wochen fast auf Null gestellt werden. Danach kann die
Durchlaufgeschwindigkeit langsam auf ca. 2 l/h erhöht werden. Das
Wasser sollte dann im Auslauf nitratfrei sein. Während der ersten
Zeit kann sich Nitrit bilden. Ich habe den Auslauf des Nitratfilters
direkt in die erste Kammer des Bio-Filters geführt, sadaß
ich in den besetzten Aquarien keinerlei Nitrit messen konnte. Das zu
verwendende Filtermaterial sollte man vor Inbetriebnahme eine Z Zeit
lang im normalen Filter mitlaufen zu lassen. Dadurch ist es bereits mit
Bakterien besiedelt und die Anlaufphase gestaltet sich weit weniger
problematisch.
Eine elektronische Steuerung der Dosieranlage über den Redoxwert
habe ich nicht vorgesehen, da sich die sehr empfindlichen Platinspitzen
der Elektroden während der Dauermessung im Durchlauf
zwangsläufig schnell mit Bakterien und Algen belegen und deshalb
nur ungenaue Ergebnisse liefern. Die Elektrode müßte, um
exakte Werte zu liefern, täglich gereinigt werden. Allen, die
über die Redoxelektrode messen wollen, sei gesagt, daß alle
negativen Redoxwerte eine funktionierende Denitrifikation anzeigen.
Unter -250 mV sollte jedoch der Wert nicht sinken, da dann eine
Reduktion von Sulfaten zu Schwefelwasserstoff beginnt. Diese Reduktion
ist unerwünscht und gefährlich. Die besten Ergebnisse erziele
ich zwischen ca. –100 mV und - 200 mV. Die oben erwähnten 40
- 80 l nitratfreies Wasser wurden bei Redoxwerten von ca. –180 mV
und -100 mV erreicht.
Ich bevorzuge die regelmäßige Messung durch Tropfen (z.B.
Tetra oder Sera) bzw. Mess-Stäbchen (z.B. Merck) im Filterauslauf.
Diese Art der Messung ist genau genug, um größere
Veränderungen erkennen zu können. Die Redox-Elektrode habe
ich nur zur zusätzlichen Kontrolle angebaut. Die ermittelten Werte
geben mir eine zusätzliche Sicherheit. In der Praxis hat sich
herausgestellt, daß diese Elektrode nicht erforderlich ist.
Abschließend möchte ich nochmals die Notwendigkeit der
Nitratentfernung betonen. Auch wenn Herr Harringer aus Österreich
im DISKUS BRIEF 1/1996 darüber berichtet, daß er
„Pigeon Blood“-Diskusfische bei extrem hohen Nitratwerten
zu Riesenfischen großziehen konnte, es bleibt dabei, Nitrat ist
insbesondere für die Brut und Jungfische ein Wachstumshemmer und
hat in erhöhten Konzentrationen im biologisch einwandfreien
Aquarium nichts verloren.
Literaturhinweise:
DISKUS BRIEF 1/1996 S. 4, 2/1996 S. 49, 1/1997 S. 20 ff., 2/1997 S. 47,
3/1997 S. 95, 4/1997 S. 127,3/1998 S. 94, 4/1998 S. 144, 1/1999 S. 13,
3/1999 S. 91
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